Wie lege ich einen Rasen neu an?

Rasen-Neuanlage

Handelte es sich in historischen Zeiten der Rasengeschichte „nur“ um getrimmt Gräser in Form von Arten, so entwickelten sich allmählich aus den Bedürfnissen der unterschiedlichsten Park- und Sportanlagen auf der ganzen Welt die sogenannten „Sortenzüchtungen“. Seitdem sind viele Menschen damit beschäftigt, ständig neue, verbesserte Gräsersorten aus den bekannten zu selektieren, zu züchten und zu testen. Damit wird es möglich, in fast jedem Klima bzw. auf allen möglichen Böden rund um den Globus mittels angepasster Gräserzüchtungen das zu erzielen, was aus dem feuchtmilden Klima Britanniens seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat: sattgrüner Rasen.

Gräser - die Grundlage jedes Rasens!

Aufgrund des typischen Pflanzenbaues der sogenannten einkeimblättrigen Pflanzen ist es dem Gras möglich, einen Rasen zu bilden. Keine andere Pflanze kann in einem Pflegesystem überleben, regelmäßiges Einkürzen durch Mähen nicht nur ertragen, sondern sogar „mögen“ und immer besser zum Rasen heranwachsen, je regelmäßiger man das tut! Doch am Anfang steht der Samen und der muss erst einmal keimen!

Die Keimung stellt gleichsam das Ende der Schlafphase der Pflanze in Form von Samen dar.
Sie wird durch vier Faktoren ausgelöst und gesteuert; sie alle zusammen bilden den Keimreiz:

Konstantes Wasserangebot
Mindesttemperatur (im Boden)
Sauerstoffversorgung (im Boden)
Lichteinwirkung (bei Lichtkeimern)

Bricht dann, am Ende der Keimung, die Erde auf und gibt das erste Blatt frei, so hat das Korn gekeimt und eine junge Pflanze kann heranwachsen. Auch für den weiteren positiven Verlauf im Leben einer Pflanze müssen gewisse Grundbedingungen erfüllt werden. Den meisten Gärtnern ist bewusst, dass Gräser erst  durch ihre liebevolle Pflege zum Rasenteppich werden. Den Boden jedoch in seiner wichtigen Rolle für den Rasen unterschätzt man oft. Der Boden ist ein großes Ökosystem, dem es gut und schlecht gehen kann wie einem Lebewesen. Ist alles in Ordnung, dann funktionieren nicht nur Stoffkreisläufe, sondern er trägt Leben.

Bei allen anderen kleinräumigeren Kulturen kann man nach Ende der Saison den Boden verbessern oder den Standort wechseln, z.B. bei Gemüse und einjährigen Blumen, nur bei Rasenanlagen ist eine gründliche Reparatur bzw. grundlegende Veränderung am Unterbau nicht möglich, ohne die Kulturpflanzen völlig zu zerstören. Gerade mit der Vorarbeit der Bodenvorbereitung schafft man die Grundlage für eine langjährige gedeihliche Zukunft der Rasenanlage.

Wer also meint, die Bodenvorbereitung könne man sich sparen, weil man ja später nichts davon sieht, der irrt! Eine Langzeitkultur wie Rasen hält sich über viele Jahre problemlos in bestem Zustand, wenn die Voraussetzungen so gut wie möglich hergestellt werden, denn guter Boden erfüllt die Speicherfunktion für Wasser, Luft und Nährstoffe pflanzengerecht… und das sieht man dann sehr wohl, nämlich im einwandfreien Zustand der Rasenfläche!

Es stimmt nur teilweise, dass auf jedem Boden, gleichsam von selbst, aus Gräsern ein Rasen werden kann. Eine richtig durchgeführte Bodenvorbereitung vor der Aussaat erleichtert die Pflege der Fläche und fördert das Wachstum gesunder Gräser.

Rasen-Neuanlage gelingt, wenn die Witterung Niederschläge über 1 Woche erwarten lässt.
Lockern Sie zuerst den Borden vor Aussaat gut auf. Entfernen Sie Steine, Äste und Baumwurzelreste. Bei verdichteten, schweren Böden kann die Durchlässigkeit verbessert werden, indem Sie die obersten ca. 6-15 cm Erde mit Torf und/oder Sand anreichern. Für 1 m² benötigen Sie ca. 3-5 kg Sand.

Bei aufgefüllten Böden ist vor der Aussaat eine Setzungsphase abzuwarten. Vor der Saat empfiehlt es sich auf jeden Fall einen sogenannten „Wurzeltreibstoff“ einzubringen. Er bewirkt eine Durchwurzelungstiefe der Gräser, die bis zu 50 cm reichen kann. Die Gräser holen dann in Trockenzeiten Wasser aus tiefen Bodenschichten und zugleich ausgewaschene Nährstoffe hoch.

Wenn Sie danach die Fläche planieren, so achten Sie darauf, dass eine minimale Furchenbildung erhalten bleibt. Nicht jede Gräserart in der Mischung möchte die gleiche Saattiefe.

Nach dem Säen mit dem Rechenrücken die Furchen glätten und walzen.
Sobald das Gras handhoch gewachsen ist, kürzen Sie das frische Grün mittels Rasenmäher mit scharfem Messer zum ersten Mal um ein Drittel der Blattlänge. Bei den folgenden wöchentlichen Schnitten senken Sie die Schnitthöhe tiefer. Richtig gepflegt erfreut Sie ihr Rasen nun jahrelang!

Richtige Pflege der Rasenfläche
Damit der Rasen dauerhaft als dichter, grüner Teppich die Grundlage für vielseitiges Gartenvergnügen gewährleisten kann, muss er auch richtig gepflegt werden.

Den Rasen regelmäßig (je nach Wuchs, aber mind. 1x pro Woche) und auf die richtige Höhe mähen. (Schnitthöhe bei 3-3,5 cm; in Trockenperioden 4-4,5 cm!) Schneiden Sie in keinem Fall nur selten und dafür extra-kurz. Gras-Schnitt vom Rasen entfernen (dies kann nur beim Einsatz des Rase-Mähroboters unterbleiben!
Angepasste Dünger mit einem rasengerechten Nährstoffverhältnis (N:P:K:Mg) Fe+Bacillus subtilis bewirken, dass sich ein dichter Rasen gesund erhält.
Die Bewässerung sollte unbedingt vor dem Auftreten von Dürreschäden erfolgen. Niemals häufig und wenig ODER selten und viel gießen; beides bewirkt unerwünscht flaches Wurzelwachstum und steigert dadurch die Empfindlichkeit der Gräser gegen Trockenheit. Richtig bewässern bedeutet, den Boden je nach Wetterlage, gründlich zu durchfeuchten. In den heißen Monaten nicht zu tief zu mähen, denn höhere Pflanzen beschatten den Boden, was die Verdunstung reduziert!
Moos-Bekämpfung: Staunässe vor allem in Schattenanlagen bereits vorbeugend vermeiden (regelmäßig vertikutieren und besanden hält den Boden durchlässig, was die Moosbildung hemmt).
Unkrautbekämpfung bzw. Vermeidung: 
In jedem Quadratmeter Boden können tausende Unkrautsamen schlummern, die nur auf ausreichend Platz, Wasser und Licht warten, um zu Pflanzen heranzuwachsen! Lücken bzw. Beschädigungen der Grasnarbe sollten sobald wie möglich durch Nachsaat beseitigt werden, bevor Unkraut darin wächst!
Im Herbst (September) sollte nur mit speziellen Herbst-Rasendüngern (kaliumbetont) gedüngt werden. Herbstlaub rasch entfernen!

Die Rasengräser
Unter den vielen Gräserarten dieser Welt sind für Qualitätsrasen die Zuchtsorten von Rasengräsern der nachfolgenden von Bedeutung:
Lolium perenne (Englisches Raygras)
Festuca rubra ssp (Rotschwingel)
Poa pratensis (Wiesenrispe)
Poa supina (Läger-Rispengras)
Poa arundinacea (Rohrschwingel)

Die Kriterien bei der Züchtung dieser Gräser sind:

Strapazierfähigkeit
Resistenz gegen Trockenheit oder Staunässe
Verträglichkeit gegenüber Kurzschnitt
Geringe Schossneigung und Blütenbildung
Resistenz/Toleranz gegen Krankheiten
Anpassungsfähigkeit an Klima und Boden
Schattenverträglichkeit
Starkes Konkurrenzverhalten gegen die im Rasen unerwünschten Fremd-Gräser
Feinblättrigkeit
Regenerationsfähigkeit
Gräser, ihre Verwendung im Rasen.

Englisches Raygras

Lolium perenne ist sehr belastbar, seine Blätter sind breit und zäh. Es ist sehr konkurrenzstark und verdrängend, keimt rasch.

Ausläufertreibender Rotschwingel

Festuca rubra rubra verträgt sowohl Trockenheit, als auch kaltes Klima sehr gut. Es zeichnet sich durch ein feines Blatt aus. Durch die Bewurzelung der über Rhizome gebildeten Tochterpflanzen bildet er einen ausgedehnten, feinblättrigen Rasen.

Rotschwingel mit kurzen Ausläufern

Festuca rubra trichophylla ist ein kräftiges, stark wüchsiges Gras, welches sehr gut mit Trockenheit zurechtkommt. Haupteinsatzgebiet: der Golfplatz.

Horstbildender Rotschwingel

Festuca rubra commutata bildet (wie der Name schon sagt) sehr dichte Horste und ist ein guter Partner für andere Rasengräser. Er ist schnell bestandsbildend. Seine hervorstechendste Eigenschaft ist jedoch seine ausgezeichnete Trockenheitsresistenz. Nebenbei gibt es innerhalb dieser Art auch sehr schattenverträgliche Sorten.

Wiesenrispe

Poa pratensis ist ein von Natur aus kurzblättriges Gras mit langsamer Jugendentwicklung, aber nach Etablierung im Bestand infolge von Verwurzelung und Ausläuferbildung ein sehr zuverlässiger und schneller Lückenfüllung.

Hartschwingel

Festuca ovina duriuscula; eignet sich gut als Mischungspartner für Zier-, und Gebrauchs- und Landschaftsrasennutzung; verträgt Vielschnitt gut.

Gemeiner Schwingel

Festuca ovina ssp. Vulgaris eignet sich ausgezeichnet für den Einsatz im Landschaftsrasen und hier speziell auf sauren Standorten; trockenheitsresistent, kalkmeidend, anspruchslos; verträgt aber Vielschnitt oder Intensivdüngung nicht sehr gut!

In Schattenlagen muss eine Grasanmischung 3-5% Festuca supina enthalten. Er breitet sich dort aus und lässt somit Moos keinen Platz.

Qualitäts-Rasen aus Saatgutmischungen
Über die richtige Kombination einer Rasenmischung aus den Samen der Einzelgräser wird der fertige Rasen exakt an den späteren Einsatzbereich und Verwendungszweck angepasst.

Das Prozentverhältnis der Einzelgräser bestimmt also, ob es sich um feinblättrige Gartenrasen mittlerer Belastbarkeit, um außerordentlich strapazierfähige Sportrasen, oder um eine sehr raschwüchsige  Samen-Mischung zur Nachsaat und umbruchlosen Erneuerung von Rasenflächen handelt.